Brief im Februar
Befremdliche Begegnung
Eben bin ich einem Fremden begegnet.
Ich bin sehr erschrocken.
Es war nicht der Unbekannte von der Straße,
auch nicht die unheimliche Gestalt im dunklen Kaftan.
Es war nicht der befremdende Typ mit dem ganz anderen Lebensstil.
Eben bin ich einem Fremden begegnet.
Und ich bin entsetzt.
Der Fremde ist ein Teil von mir!
Und ich bin außer mir!
Der Fremde bricht aus mir heraus wie ein Vulkan,
macht nicht nur anderen, macht mir selber Angst.
Er macht mich selbst mir fremd.
Wie lebe ich nun mit ihm?
Kann ich ihn loswerden?
Oder ist er ein Teil von mir,
um barmherziger zu werden mit anderen -
um nicht zu erschrecken über die Taten anderer Menschen,
sondern über die Abgründe in mir?
Kann ich mit dem Fremden in mir leben,
weil mir dadurch das Befremdende im Anderen vertraut ist?
Der Gott der Bibel setzt sich immer wieder für den Fremden ein,
Jesus ist nicht müde geworden, seinen Zeitgenossen den Fremden als unseren Nächsten vorzustellen.
Ich denke, dann wird er auch - vielleicht schneller als ich selber - den Fremden in mir annehmen.
Ein tröstlicher Gedanke, der mich motiviert, auf Fremde zuzugehen und sie anzunehmen, wie sie sind.